Kann ich während der Eingewöhnung in den Urlaub fahren?

Diese Frage wird mir regelmäßig gestellt und ich kann nur mit einem ganz klaren „Nein“ antworten.

Die Zeit der Eingewöhnung solltet ihr vollständig eurem Kind widmen. Es braucht euch jetzt ganz besonders aufmerksam, immer bereit Sicherheit zu geben und ihm zu helfen. Seit ihr abgelenkt (durch Handy; Smaltalk mit anderen Eltern oder den Erziehern; großen Plänen, die euch durch den Kopf gehen; usw.) spürt das euer Kind. Es kann sich dann eventuell nicht völlig auf  sein Spiel und die neue Umgebung einlassen. 

Außerdem kann es schnell passieren, dass euer Kind einen der vielen Infekte aufschnappt und plötzlich krank wird. Ihr werdet aber jeden Tag der Eingewöhnungszeit brauchen. Denn nur ganz wenige Eltern können diese Zeit unbegrenzt verlängern. Müsst ihr also einige Tage pausieren (Denn kranke Kinder gehören nicht in die Einrichtung!!) fangt ihr wahrscheinlich wieder von vorn an oder zumindest einige Schritte zurück.

Besonderheit: Eingewöhnung im Dezember

Wenn ihr die Wahl habt, vermeidet eine Eingewöhnung im Dezember.
Ihr könnt euch 4 Wochen ganz viel Mühe geben, euer Kind fühlt sich wohl, alles passt und dann bleibt ihr wieder 2 Wochen zu Hause. Die meisten KiTas und Tagesmütter haben in dieser Zeit auch geschlossen, so dass ihr gar keine Wahl habt.
Euer Kind denkt nun, dass alle wieder schön zu Hause bleiben und viel Zeit füreinander haben. Selbst Erwachsenen fällt es nach den Feiertagen schwer, wieder in den alten Rhythmus zu kommen. Euer Kind hat damit noch keine Erfahrungen gemacht und versteht es auch noch nicht.
Ihr werdet also im Januar ein völlig verwirrtes Kind in die KiTa bringen und an entspanntes Arbeiten für euch ist nicht zu denken.

Wars das jetzt schon?

Inzwischen geht ihr regelmäßig in die KITa , der Abschied am Morgen erfolgt auf beiden Seiten problemlos – dann fragt ihr euch sicher irgendwann: „Wars das jetzt schon?“
Im besten Fall – JA. Euer Kind ist in der neuen Welt KiTa angekommen. Es hat eine Beziehung zu den Erziehern gefunden und vielleicht schon mit anderen Kindern Freundschaft geschlossen.

Schon wieder ein Gespräch?

An dieser Stelle sollte euch die Bezugserzieherin nochmals zu einem kurzen Gespräch einladen. Es geht um die Reflektion der vergangenen Wochen. Ihr als Eltern könnt an dieser Stelle den Erziehern sagen, wie ihr diese Zeit erlebt habt, was euch gefallen oder nicht gefallen hat.
Mir haben diese Gespräche stets die Möglichkeit gegeben, meine Vorgehensweise zu reflektieren und eventuell beim nächsten Kind etwas zu verändern. – Auch Erzieher lernen immer etwas dazu!

Die Bezugserzieher geben euch eine Rückmeldung, wie euer Kind sich eingelebt hat und wie es wohl weiter geht.

Besteht ruhig auf diesem Reflektionsgespräch. Es hilft euch, die Eingewöhnungszeit rückwirkend positiv zu sehen. Ihr habt auf jeden Fall das Beste jeden Tag gegeben.

Was bedeutet: Eingewöhnung?

In meinen Erstgesprächen hatten viele Eltern die Vorstellung: “ Nach 2 Wochen sind wir doch fertig! Dann will ich wieder voll arbeiten gehen!“

Von dieser Vorstellung solltet ihr euch ganz schnell verabschieden!
Die Eingewöhnung ist ein Prozess mit 3 Hauptakteuren. Dem Bezugserzieher, den Eltern und dem Kind. 2 davon können sich vorbereiten, entwickeln eine Vorstellung was passieren wird und kommen auch mit ungeplanten Situationen gut klar.

Euer Kind kann das alles nicht! Es kennt meist nur das häusliche Umfeld, die engere Familie und euern Tagesrhythmus. Aber jetzt wird alles anders.

Was geht in euerm Kind vor?

Da ist eine neue Umgebung – das kommt vor, ihr seit ja da.
Fremde Leute sprechen mich an – kenne ich sicher auch schon, wenn ich lächle reagieren die immer ganz nett.
Es ist vielleicht lauter als sonst, Kinder die ich nicht kenne – ängstliche Kinder werden nun schon unsicher, die meisten sind aber noch entspannt.
Viele neue Kinder gehen auch schnell auf Entdeckungstour. Was gibt es für Spielzeug? Stühle und Tische sehen anders aus, sind auf Kindergröße abgestimmt.

Wer genau hinsieht, wird die vielen Blicke des Kindes in Richtung der Eltern sehen. Auch scheinbar selbstsichere Kinder holen sich so die Zustimmung von Mama , dass alles in Ordnung ist. Solange Mama entspannt sind, ist es euer Kind auch.

Schüchterne Kinder bewegen sich anfangs keinen Millimeter vom sicheren Platz bei Mama weg. Spricht die Erzieherin mit ihnen, drehen sie sich weg. Angebotenes Spielzeug wird ignoriert.

Dazwischen gibt es unzählige Abstufungen. Manche Tage sind alle super drauf und haben Spaß, am nächsten Tag blockt das Kind jeden Kontakt ab.

Das ist normal!

Kinder haben ein sehr gutes Gespühr, wie sich die Menschen in ihrer Umgebung fühlen. Ganz besonders die eigenen Eltern. Sicher habt ihr schon mal erlebt, dass es hektisch zugeht, keine Zeit ist und ausgerechnet dann hat euer Kind auch noch die Windel voll. Aufregung schlägt auf die Verdauung!
Ein großer Tag steht bevor und euer Kind wird krank!

Genauso spürt euer Kind, das jetzt eine Veränderung kommen wird. Auch wenn es noch nicht versteht, was das ist, so spürt es doch die Unruhe um sich her.
Die Eltern überlegen, wie die Eingewöhnung wohl laufen wird. Mama wird wieder arbeiten gehen, auch das macht ihr Gedanken.

Diese Gefühle verunsichern euer Kind. Es ist besonders anhänglich, schläft schlecht, weint schnell und oft, bekommt Fieber – alles scheinbar grundlos.

Spätestens wenn die Trennungsphase in der KiTa beginnt, stutzt auch das mutigste Kind: Stop! Was passiert hier? Warum lässt mich Mama alleine ?

Die Eingewöhnung ist in dem Moment beendet, wenn alle 3 Akteure verstanden haben, dass jetzt die KiTa-Zeit begonnen hat und auch so bleibt.

Dieser Prozeß kann durch Wochenende, Urlaub und Krankheit unterbrochen werden. Schon erreichte Ziele sind plötzlich nicht mehr da. Dann heißt es: ein Schritt zurück und neu beginnen.

Nehmt euch so viel Zeit wie euer Kind braucht.

Das heißt nicht, dass ihr 3 Monate jeden Tag mit in der KiTa bleibt. Ihr solltet euch die Zeit nehmen und für euer Kind da sein. Vielleicht braucht es plötzlich wieder mehr Kuschelzeit vor dem Abschied oder doch mal nur 2 Stunden in der KiTa. Am nächsten Tag bleibt es dann vielleicht wieder länger.
Wichtig ist, dass euch diese plötzlichen „Rückschritte“ nicht unter Streß setzen. Wenn ihr darauf ganz entspannt reagieren könnt, vielleicht die Großeltern das Enkelchen mal eher abholen, dann zeigt ihr: „Egal was passiert, wir sind für dich da. Es ist in Ordnung, wenn du mehr von uns brauchst. Wir schaffen das gemeinsam.“

Was sind Bezugserzieher?

Der erste Erzieher, der mit euch ein Gespräch in der Einrichtung führt, ist in den meisten Fällen auch euer Bezugserzieher. Diesen Titel haben wir aus dem offenen Konzept übernommen, denn ich finde ihn sehr treffend.
Für euch als Eltern ist diese Person diejenige, die euch die meisten Auskünfte über euer Kind geben kann. Auch wenn sie nicht den ganzen Tag nur mit eurem Kind beschäftigt ist, sammelt sie doch alle wichtigen Fakten ein. Sie führt das Portfolio eures Kindes, seinen Entwicklungsbogen und führt auch die Elterngespräche mit euch durch.

Sie ist auch eure Begleitung während der Eingewöhnung.

Und wenn unser Bezugserzieher nicht da ist?

Natürlich könnt ihr euch auch jederzeit an die anderen Erzieher wenden. Falls sie euch doch mal keine Auskunft geben können, werden sie eure Fragen an die richtige Stelle weiterleiten.

Warum sucht ihr einen Platz in der Fremdbetreuung?

Ganz entscheident für eine gelungene Eingewöhnung, ist die Überlegung : Warum soll euer Kind überhaupt in eine KiTa?

Natürlich ist die Betreuung in der häuslichen Umgebung besonders für Kleinkinder am Besten. Niemand kann die Eltern perfekt ersetzen.

Trotzdem gibt es viele Gründe, warum Eltern den Schritt gehen (müssen) ihre Kinder in die Fremdbetreuung zu geben.
Diese Gründe solltet ihr euch bewußt machen, besser sogar aufschreiben. Je wichtiger ihr für euch diesen Schritt begründen könnt, umso kleiner wird euer schlechtes Gewissen sein, dass ihr diesen Schritt gemacht habt.
Und glaubt mir, das schlechte Gewissen wird kommen! 🙂

Spätestens dann holt ihr eure aufgeschriebenen Gründe heraus und gebt euch die Bestätigung, dass dieser Schritt genau richtig war.

Also nehmt euch einen Zettel und Stift und schreibt alles auf, was euch einfällt.

Viel Erfolg und bis bald eure Susanne

Das Gespräch mit der Einrichtungsleitung

Das erste Gespräch in eurer ausgewählten Einrichtung führt ihr in der Regel mit der Leitung. Auch eine Tagesmutter ist in dem Fall die Leitung.

Sie wird euch die Rahmenbedingungen der Einrichtung vorstellen. Den Träger, wie viele Kinder in wie vielen Gruppen und welche Erzieher. Auch das Konzept der Einrichtung stellt sie euch vor.

Hier werdet ihr alle Fragen los, die allgemeiner Natur sind:

  • Woher kommt das Essen? Was kostet es? Wie ist die Qualität?
  • Was kostet so ein Kitaplatz überhaupt?
  • Gibt es externe Projektanbieter ( wie Englisch für Kinder, Ergotherapie, Logopädie, Musikalische Früherziehung, Tanzen usw.)
  • Welche Elternmitarbeit wird erwartet?
  • Was passiert wenn Personal ausfällt?
  • Gibt es eine festgelegte Schließzeit? (Das ist besonders wichtig für eure Urlaubsplanung.)
  • Wann könntet ihr mit der Eingewöhnung starten?
  • und alles was euch noch beschäftigt zur Einrichtung…

    Genaue Fragen zum Ablauf der Eingewöhnungszeit solltet Ihr der Leitung nicht stellen. Nach meiner Erfahrung kennen sie sich damit nicht genügend aus und es gibt am Ende immer mehr Verwirrung.

    Vielleicht könnt ihr euch zu diesem Zeitpunkt auch die Einrichtung einmal genauer ansehen. Schaut euch die Zimmer und Nebenräume an. Gefällt euch was ihr seht? Könnt ihr euch vorstellen, dass euer Kind hier spielen wird? Würdet ihr selbst gerne bleiben wollen? Gefällt euch was ihr hört (Wie sehr schallt es in den Räumen? Wie sprechen die Erzieher mit den Kindern oder die Kinder untereinander?)
    Dann seid ihr auf dem richtigen Weg.

    Bis bald eure Susanne