Was bedeutet Fremdbetreuung?

Jede Form der Betreuung, die nicht in der häuslichen Umgebung des Kindes stattfindet, bezeichnet man als Fremdbetreuung.
Wobei ich auch die Betreuung des Kindes im häuslichen Umfeld durch eine andere Person als Mama und Papa dazu zählen würde. Also alle Arten, die noch nicht gewohnt für euer Kind sind.

Je jünger euer Kind ist, umso wichtiger ist eine gewohnte, ruhige Umgebung.

Eine neue Umgebung bedeutet für euer Kind immer Stress.
Solange ihr als Eltern dabei seid, gebt ihr euerm Kind die nötige Sicherheit.

Dein Kind kann dich nicht loslassen, was nun?

Die ersten Tage der Eingewöhnung in der neuen Einrichtung habt ihr euch sehr wohl gefühlt. Dein Kind hat gespielt und auch Kontakt zur Erzieherin oder den anderen Kindern zugelassen.
Doch jetzt weicht es dir nicht mehr von der Seite. Wenn du versuchst auf Abstand zu gehen, kommt es gleich hinterher. An eine Trennung ist in diesem Moment nicht zu denken und sollte auf keinen Fall versucht werden.

Was kannst du tun:

Als Erstes solltest du dich fragen: Bin ich bereit mein Kind in dieser Umgebung und bei diesen Erziehern zu lassen? Bist du unsicher, spürt dein Kind das. Kinder haben sehr feine Antennen für die Gefühle ihrer engeren Umgebung. Wenn Eltern nicht loslassen können, kann es dein Kind auch nicht.

Vor vielen Jahren hatte ich eine Mutti, die mit dem 2. Kind bei mir war. Beim ersten Kind war die Eingewöhnung völlig unkomplitziert. Diesmal aber ging es keinen Schritt vorwärts. Immer wenn wir die Zeit zur Trennung kam, wurde das Kind krank. Danach fingen wir von vorn an. Die Mutti war verzweifelt. Erst ein Gespräch in Ruhe brachte hervor, dass die Mutti traurig war, dass ihr Kind in die Kita gehen sollte. Die gemeinsame Zeit zu Hause mit ihrem „Baby“ sollte nicht vorbei sein. Ein weiteres Kind kam nicht in Frage.
Es flossen viele Tränen bei ihr, aber danach wurde es besser. Sie genoß die Zeit, wenn sie mit den Kindern zu Hause war. Für die Stunden ohne Kind konzentrierte sie sich ganz auf sich. – Nach 6 Monaten war das Kind bei uns angekommen und die Mutti konnte beruhigt ihre Arbeit wieder aufnehmen.

Etwas von zu Hause

Ganz wichtig ist für viele Kinder ein persönlicher Gegenstand von zu Hause an dem sie sich festhalten können. Das kann ein Kuscheltier sein, ein Schnuller, ein Kuscheltuch oder, wie bei meinem Sohn, ein Shirt von mir. Sollte euer Kind vor der Eingewöhnung so etwas noch nicht haben, empfehle ich zum Start in die neue Zeit ein Kuscheltier zu kaufen. Z.B.: „Dieser Hase wird dich immer in den Kindergarten begleiten. Er passt auf dich auf, wenn ich nicht da bin. Wenn du mich vermisst, kannst du ihn ganz fest drücken.“

Eine syrische Mutti habe ich einmal gebeten, ihrem Kind eines ihrer Kopftücher da zu lassen. Dieses Tuch wurde zum festen Halt für ihr Kind, sobald sie zur Tür hinaus ging. Es konnte damit kuscheln, konnte sie noch riechen und trotzdem den Kontakt mit uns zulasssen.

Was bedeutet: Eingewöhnung?

In meinen Erstgesprächen hatten viele Eltern die Vorstellung: “ Nach 2 Wochen sind wir doch fertig! Dann will ich wieder voll arbeiten gehen!“

Von dieser Vorstellung solltet ihr euch ganz schnell verabschieden!
Die Eingewöhnung ist ein Prozess mit 3 Hauptakteuren. Dem Bezugserzieher, den Eltern und dem Kind. 2 davon können sich vorbereiten, entwickeln eine Vorstellung was passieren wird und kommen auch mit ungeplanten Situationen gut klar.

Euer Kind kann das alles nicht! Es kennt meist nur das häusliche Umfeld, die engere Familie und euern Tagesrhythmus. Aber jetzt wird alles anders.

Was geht in euerm Kind vor?

Da ist eine neue Umgebung – das kommt vor, ihr seit ja da.
Fremde Leute sprechen mich an – kenne ich sicher auch schon, wenn ich lächle reagieren die immer ganz nett.
Es ist vielleicht lauter als sonst, Kinder die ich nicht kenne – ängstliche Kinder werden nun schon unsicher, die meisten sind aber noch entspannt.
Viele neue Kinder gehen auch schnell auf Entdeckungstour. Was gibt es für Spielzeug? Stühle und Tische sehen anders aus, sind auf Kindergröße abgestimmt.

Wer genau hinsieht, wird die vielen Blicke des Kindes in Richtung der Eltern sehen. Auch scheinbar selbstsichere Kinder holen sich so die Zustimmung von Mama , dass alles in Ordnung ist. Solange Mama entspannt sind, ist es euer Kind auch.

Schüchterne Kinder bewegen sich anfangs keinen Millimeter vom sicheren Platz bei Mama weg. Spricht die Erzieherin mit ihnen, drehen sie sich weg. Angebotenes Spielzeug wird ignoriert.

Dazwischen gibt es unzählige Abstufungen. Manche Tage sind alle super drauf und haben Spaß, am nächsten Tag blockt das Kind jeden Kontakt ab.

Das ist normal!

Kinder haben ein sehr gutes Gespühr, wie sich die Menschen in ihrer Umgebung fühlen. Ganz besonders die eigenen Eltern. Sicher habt ihr schon mal erlebt, dass es hektisch zugeht, keine Zeit ist und ausgerechnet dann hat euer Kind auch noch die Windel voll. Aufregung schlägt auf die Verdauung!
Ein großer Tag steht bevor und euer Kind wird krank!

Genauso spürt euer Kind, das jetzt eine Veränderung kommen wird. Auch wenn es noch nicht versteht, was das ist, so spürt es doch die Unruhe um sich her.
Die Eltern überlegen, wie die Eingewöhnung wohl laufen wird. Mama wird wieder arbeiten gehen, auch das macht ihr Gedanken.

Diese Gefühle verunsichern euer Kind. Es ist besonders anhänglich, schläft schlecht, weint schnell und oft, bekommt Fieber – alles scheinbar grundlos.

Spätestens wenn die Trennungsphase in der KiTa beginnt, stutzt auch das mutigste Kind: Stop! Was passiert hier? Warum lässt mich Mama alleine ?

Die Eingewöhnung ist in dem Moment beendet, wenn alle 3 Akteure verstanden haben, dass jetzt die KiTa-Zeit begonnen hat und auch so bleibt.

Dieser Prozeß kann durch Wochenende, Urlaub und Krankheit unterbrochen werden. Schon erreichte Ziele sind plötzlich nicht mehr da. Dann heißt es: ein Schritt zurück und neu beginnen.

Nehmt euch so viel Zeit wie euer Kind braucht.

Das heißt nicht, dass ihr 3 Monate jeden Tag mit in der KiTa bleibt. Ihr solltet euch die Zeit nehmen und für euer Kind da sein. Vielleicht braucht es plötzlich wieder mehr Kuschelzeit vor dem Abschied oder doch mal nur 2 Stunden in der KiTa. Am nächsten Tag bleibt es dann vielleicht wieder länger.
Wichtig ist, dass euch diese plötzlichen „Rückschritte“ nicht unter Streß setzen. Wenn ihr darauf ganz entspannt reagieren könnt, vielleicht die Großeltern das Enkelchen mal eher abholen, dann zeigt ihr: „Egal was passiert, wir sind für dich da. Es ist in Ordnung, wenn du mehr von uns brauchst. Wir schaffen das gemeinsam.“

Was sind externe Anbieter in der Kita?

Alle Angebote in einer Kita, die nicht von den Erziehern durchgeführt werden, werden von externen Anbietern geleistet. Die meisten sind für die Eltern auch extra zu bezahlen.
Dazu gehören:

  • musikalische Früherziehung
  • Englisch für Kinder
  • Tanzen
  • Schwimmkurse
  • besonderer Kindersport

    ohne zusätzliche Kosten
  • Ergotherapie
  • Logopädie
  • Frühförderung

Sind externe Anbieter ein Mehrwert?

Jaein!
Einerseits ist es für die Eltern schön, wenn externe Angebote in der Kita durchgeführt werden. Denn so entfallen viele zusätzliche Termine und Wege am Nachmittag.
Andererseits ist es für die Kinder in der Gruppe viel Unruhe. Ständig kommen und gehen Kinder, werden aus ihrem Spiel oder dem Gruppenangebot gerissen. Therapeuten brauchen Gesprächszeit mit den Gruppenerziehern.
Ausflüge oder Spaziergänge fallen dann für alle Kinder aus, bzw. einzelne Kinder können nicht mitgehen.

Überlegt euch gut, was euch wichtiger ist

In der Einrichtung, in der ich gerade arbeite, haben wir gerade wieder externe Anbieter zugelassen.
Ich werde euch zu gegebener Zeit berichten, wie sich die Situation entwickelt.

Eure Susanne

Was sind Bezugserzieher?

Der erste Erzieher, der mit euch ein Gespräch in der Einrichtung führt, ist in den meisten Fällen auch euer Bezugserzieher. Diesen Titel haben wir aus dem offenen Konzept übernommen, denn ich finde ihn sehr treffend.
Für euch als Eltern ist diese Person diejenige, die euch die meisten Auskünfte über euer Kind geben kann. Auch wenn sie nicht den ganzen Tag nur mit eurem Kind beschäftigt ist, sammelt sie doch alle wichtigen Fakten ein. Sie führt das Portfolio eures Kindes, seinen Entwicklungsbogen und führt auch die Elterngespräche mit euch durch.

Sie ist auch eure Begleitung während der Eingewöhnung.

Und wenn unser Bezugserzieher nicht da ist?

Natürlich könnt ihr euch auch jederzeit an die anderen Erzieher wenden. Falls sie euch doch mal keine Auskunft geben können, werden sie eure Fragen an die richtige Stelle weiterleiten.